Freitag, 22. Oktober 2010

Stadtgärtner 2


Neulich habe ich im Jungfernstieg am Straßenrand zwei Beete entdeckt. Sie sind beide sehr verwildert und vermutlich wird auch nur eines von beiden den Winter überstehen.

In einem Beet blühen knallig rote Geranien - die ja leider nicht frosthart sind. Im anderen wachsen (frostharten) Funkien und eine weitere, von mir bislang nicht identifizierte Pflanze (könnte das eine Stockrose sein? Ich bin da etwas unschlüssig...)

Ich freue mich immer sehr, wenn ich diese grünen Spuren anderer Gärtner in der Stadt finde. Wer außerhalb von Schrebergärten oder Gegenden, in denen zu jedem Haus ein Garten gehört, gärtnert, fühlt sich manchmal ein bisschen allein mit seiner Leidenschaft. Zumindest bis er solche Beete entdeckt und denkt: "juchhu, da draußen leben noch andere Gärtner!"

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Stadtherbst



Die ganze Stadt ist in Herbststimmung. Überall sammelt sich das Laub auf den Straßen, die bunten Blätter der Bäume wirken, als hätten sie sich passend zu den Grau- und Brauntönen der Häuser verfärbt. Ich mag das, überall raschelt es in den großen Laubhaufen, bei jedem Windstoß regnet es bunte Blätter auf die Stadt...

Dienstag, 19. Oktober 2010

Rettungsaktion


Ja, was war das denn? Plötzlich, mitten am Tage, nur 7° C? Mich hat das völlig unvorbereitet getroffen. Zum Glück sind die Temperaturen auch nachts nicht unter 2°C gefallen.

Ich liebe und pflege meine Pflanzen mit aller Leidenschaft und es wäre einfach blöd, würden sie bei den ersten Nachfrösten erfrieren. Ich habe deshalb gestern eine Rettungsaktion gestartet und alles, was nicht winterfest ist, geborgen. In dieser Hinsicht gehe ich keine Experimente mehr ein: mein wunderbarer Oleander, meine Rosenduftgeranie - sie fielen in den letzten Jahren leider alle solchen Experimenten oder meiner Faulheit (...keine Lust auf das Pflanzen Hin- und Hergeschleppe - es friert bestimmt noch nicht...) zum Opfer. Nee, ich setzte nun lieber auf Sicherheit.

Das Plätzchen zur Überwinterung hat sich bereits letzten Winter bewährt: das Treppenhaus. Dort ist es weitaus kühler als in meiner Wohnung, gerade noch hell genug und es gibt viele Etagen mit Treppenabsätzen auf denen ich mich ausbreiten kann. Meine Nachbarn sehen das locker, sie sind zum Glück freundlich und haben nichts dagegen. Letzten Winter stellte ich sogar oft fest, dass die Pflanzen gegossen wurden. Und ich, die Grünzeug im Garten einfach lieber mag als in der Wohnung, habe weiterhin eine pflanzenfreie Wohnung.

Freitag, 15. Oktober 2010

Eine richtige Ernte


Dieses Jahr kann ich das erste Mal tatsächlich, also nennenswert, Gemüse ernten. Im letzten Jahr wuchs eigentlich noch nichts so richtig, daher ist meine Freude diesem Herbst so groß. Dieser kleine chaotische Garten produziert Gemüse wie verrückt und ich bin süchtig nach dem Grünzeug aus seinen Beeten. Was es alles zu ernten gibt! Mangold, Wirsing, Tomaten, Kohlrabi, Salat, Rosmarin, Thymian, Fenchel, Frühlingszwiebeln, Chili, Fenchel, Salat...

Der Spaß in der Gartenmädchen-Versuchsküche war selten so groß!

Mittwoch, 13. Oktober 2010

13 Monate...


...sind vergangen, seit ich dieses Foto gemacht habe. Gerade habe ich es in dem Fotoordner-Kuddelmuddel auf meinem PC entdeckt und muss es nun einfach mal posten. Kaum zu glauben, so sah mein Garten letzten Herbst aus. Wie sehr sich ein Garten in so kurzer Zeit verändern kann!

Nachtrag: auf Wunsch ergänze ich mal Bilder vom Garten in diesem Jahr. Auf den Fotos ist die gleiche Stelle des Gartens im Sommer 2010 zu sehen, allerdings aus etwas anderen Perspektiven. Das muss für den vorher-nachher-Effekt vorerst reichen, wenn ich das nächste Mal mit Kamera im Garten stehe denke ich hoffentlich daran, nochmal ein Bild aus der gleichen Perspektive zu machen!

Dienstag, 12. Oktober 2010

Die Rückeroberung


Ich war neulich im Garten und habe versucht das im Frühling angelegte Staudenbeet unter den Brennnesseln und der Kapuzinerkresse wiederzufinden. Wie berichtet, ist es in den letzten Wochen einfach in der Wildnis meines Gartens, unter Brennnesseln und den meterlangen Ranken der Kapuzinekresse, verschwunden.

Die Kapuzinerkresse und ich haben kein Problem miteinander. Sie hat sich ein bisschen mehr als geplant breit gemacht - was soll's, ich bin unbesorgt, der erste Frost wird dem ein Ende setzen. Bei den Brennnesseln sieht es anders aus, wegen ihnen bin ich besorgt um die Stauden. Das sie die uneingeschränkten, dominanten Herrscher der Stauden werden, das war so nicht von mir geplant und gewollt. Sie schlagen Wurzeln in den Wurzelballen meiner Clematis und meines Ziersalbeis, sodass ich meine geliebten Staude verletzen muss, um sie zu entfernen.

Ich habe ein wunderbares Beet für die Stauden geschaffen. Die Brennnesseln haben das erkannt und sich hineingelegt. Ja, ich erlaubte es - was schaden ein paar Brennnesseln im Beethintergrund? - aber sie hielten sich nicht daran. Ich reichte ihnen den kleinen Finger und sie nahmen die ganze Hand. Mehr noch- das ganze Beet!

Da ich weiß, dass es zwecklos ist, dieser Pflanze böse Absichten zu unterstellen, beibt nichts anderes als daraus zu lernen. Ich hätte eher darauf achten müssen. Und nun kann ich Zentimeter für Zentimeter das Beet zurückerobern. Und den Rasen mähen, der hat es schon wieder dringend nötig.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Gartenhunger


Der Oktober ist für mich ein besonderer Monat. Ich werde des Gärtnerns nicht satt, denn ich weiß, dass es der letzte "richtige" Gartenmonat ist. Natürlich kann man im November noch einiges tun, bestimmt auch im Dezember oder Januar (zumindest steht das in meinen Gartenbüchern) - aber wer will schon bei Minusgraden drei Stunden auf den Knien durch den Garten rutschen? Und welches Unkraut sollte dabei gejätet werden?

Ich habe noch immer traumatische Erinnerungen an die Entzugserscheinungen des letzten Winters: noch nie habe ich jemanden so schmerzlich vermisst, wie meinen Garten. Egal in welcher Lebenslage, egal bei welchem Problem, mein Gedanke war stets der gleiche: "ach, wenn ich jetzt gärtnern könnte!"
Ich konnte natürlich in den Garten. Aber um zu gärtnern hätte ich eine meterhohe Schneeschicht wegschaufeln müssen und hätte dann auch nur an der gefrorenen Erdschicht herumkratzen können. Das ist wenig ergiebig und sinnvoll und daher auch unbefriedigend. Ein Gärtner möchte Erde unter den Fingernägeln, schmutzige Knie, einen schmerzenden Rücken, welkes Laub in den Haaren und vor allem viel zu tun.

Es bleibt mir, wie allen anderen Gärtnern, daher nur eine Möglichkeit: ich muss mich im Herbst sattgärtnern und mir den Garten so herrichten, dass er mir einen wunderbaren Frühling schenkt, mit Schneeglöckchen und Krokussen an den ersten schönen Tagen. Und nein, ich werde das Gartenhäuschen jetzt nicht aufräumen. An irgendeinem Januartag werde ich dankbar sein, dass mir diese "gärtnerische" Tätigkeit wenigstens noch bleibt.

Doch was kann ich tun? Der "mein schöner Garten" - Newsletter empfiehlt den wohlüberlegten Staudenrückschnitt. Bei mir gibt es ihn nicht nur wohlüberlegt, sondern überhaupt nicht, auch wenn dadurch eine herbstliche Tätigkeit wegfällt. Das ist sinnvoller, denn in den Stängeln und Stielen der Pflanzen dürfen Insekten überwintern und in den Samenständen der verblüten Stauden dürfen sich Rauhreif und Schnee fangen. Den empfohlenen Rückschnitt der Strockrose habe ich dennoch vorgenommen, da sie dadurch länger leben soll. Auch die einjährigen Blumen wie meine Kapuzinerkresse, Ringelblumen, Schmuckkörbchen etc. bleiben noch auf den Beeten und blühen noch lange Zeit. Der erste Frost rafft sie schließlich dahin und sie bedecken dann schützend die Erde im Winter. "Geputzt" wird bei mir nichts vor dem Winter. Nur die Brennesseln und der Ampfer, die in den letzten Wochen zu gigantischen Pflanzen wurden, werde ich noch aus den Beeten ausbuddeln und neben den Kompost legen. Dort dürfen sie bei mir wachsen - dort sind nämlich keine Ritterspornpflanzen die von ihnen erdrückt werden und kein Ziersalbei der unter ihnen an Schwindsucht leidet. Die Erde wird von langlebigem Unkraut befreit, anschließend kalke ich sie und bedecke sie mit einer Mulchschicht.

Es werden im Oktober auch die Blumenzwiebeln gesetzt. Je früher sie gesetzt werden, um so früher werden sie im Frühling blühen, auch wenn das für ein frühblühendes Schneeglöckchen wichtiger ist, als für eine spätblühende Triumphtulpe. Tulpen und Narzissen kommen bei mir in die Beete, alles andere, etwa Muscari, Schneeglöckchen, Krokusse, Wildtulpen, Schneestolz, Winterlinge etc. dürfen auf den Rasen und die Wildflächen. Ein paar Zwiebeln pflanze ich in Töpfe, denn kaum etwas erfreut das Herz mehr, als ein paar Krokusse auf der Fensterbank oder dem Balkon!
Im Gemüsebeet sind Grünkohl und Palmkohl sowie der Zuckerhut zu stattlichen Pflänzchen herangewachsen. Jetzt, Anfang Oktober, kann ich auch noch Feldsalat und Spinat säen.

Schlussendlich, im November, harke ich das Laub der Mirabelle zusammen und verteile es als mollig warme Winterdecke auch auf den Beeten. Dadurch ist der Rasen frei und fault im Winter nicht. Die verrückte wilde Clematis, den Sommerflieder - fast alles schneide ich im zeitigen Frühjahr zurrück. Der Rückschnitt bildet eine der ersten willkommenen Tätigkeiten im Frühjahr: das neue Gartenjahr beginnt, der Frühling wird kommen, ich darf den Sommerflieder schneiden!

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Merkwürdiger Kürbis


Ich habe im letzten Jahr leider keinen Kürbis im Garten gehabt und es sehr bedauert, denn ich liebe Kürbisse. Um das zu ändern bestellte ich mir im Februar Kürbissamen aus der Schweiz von einer grauschaligen Kürbissorte, die besonders delikates Fleisch haben soll. Ich habe sie im Frühling vorgezogen und mitte Mai liebevoll an eine recht sonnige Stelle gesetzt, in die ich zuvor ein eimergroßes Loch gegraben und mit Kompost aufgefüllt hatte - das Kürbisse einen enormen Nährstoffbedarf haben wusste ich. Alles lief zunächst normal, er wuchs gesund und kräftig und zeigt hin und wieder große, leuchtende Blüten. Seine rankenden Triebe konnte ich, wie geplant, am Zaun befestigen, er wirkte gesund und munter. Selbst Fruchtansätze waren hin und wieder auszumachen und ließen mich frohlocken, dass es bald einen dicken, runden Kürbis für mich gäbe.

Falsch gedacht. Nicht einen einzigen gab es. Es ist, als würde die Pflanze sich, so schnell wie möglich, jeder Frucht entledigen. Ich weiß nicht, was falsch gelaufen ist. Nährstoffmangel, trotz Fütterung duch Hornspäne und Bett im Kompost? Probleme bei der Bestäubung können es kaum sein, denn es gab ja Fruchtansätze. Vielleicht fühlte sich die Kürbispflanze, so wie die dazugehörige Gärtnerin, einfach noch nicht bereit sich fortzupflanzen? Fragen über Fragen. Nun ist es Herbst, der Kürbis scheint in Torschlusspanik zu verfallen: er blüht und blüht. Es ist zu spät für ihn, "der Zug ist abgefahren" wie man so sagt. Vielleicht weiß jemand, weshalb er mir eine Frucht verwehrte? Könnte der kalte, nasse Sommer daran Schuld sein?

Dienstag, 5. Oktober 2010

Blumenzwiebeln I


Es ist an der Zeit die Blumenzwiebeln zu setzen, auch wenn das graue Wetter wenig motiviert mit klammen, kalten Fingern in der nassen Erde zu wühlen um dort die Zwiebeln zu versenken.

Ich habe alle verfügbaren Discounter der Stadt aussgeräumt und habe so einen kleinen Grundstock an Zwiebeln zusammentragen können - um jedoch den Garten in ein Blütenmeer zu verwandeln reicht es noch nicht. Ich habe gerade kurz nachgeschaut, ich habe
150 Krokusse (ja, ich weiß, es heißt Kroken im plural)
20 Tulpen "Queen of the night"
40 Schneeglöckchen
20 Tulipa Tarda
30 Iris "reticulta gordon"
6 Hyazinthen
10 Narzissen "sir winston churchill"
30 Muscari
160 Tulpen "Recreado"
25 Schneestolz
dazu kommen noch Kaiserkrone und eine handvoll Zierlauch.

Ich hatte da ja im Frühling etwas geplant, mit dem Zierlauch... ich wollte ja die Zierlauchzwiebelspardose einrichten. Hab kurz nachgeschaut - sie ist leer. Na super. Einen Frühling ohne riesengroße Zierlauchkugeln will ich aber auch nicht, also werde ich wohl gleich mal in den weiten des WWW suchen, ob ich irgendwo günstig welche finde.

Und ich wollte ganz viele Schachbrettblumen! Und Winterlinge! Und überhaupt!

Samstag, 2. Oktober 2010

schnelles Leben und langsames Gärtnern



...und plötzlich ist es Herbst. Ich hätte es vielleicht nicht gemerkt, wäre nicht, als ich nachts auf dem Weg nachhause war, eine Kastanie auf meine Schulter gefallen. "Was ist das?" dachte ich mir, "eine Kastanie, mitten im Sommer?"
Da schaute ich den gelbbelaubten Kastanienbaum über mir an. Und das Laub auf den Straßen, auf den Fahrradwegen und Bürgersteigen. Mir fiel auf, dass es kalt war. In diesem Moment wurde mir auch klar, dass der September vorbei war. Und dann war da noch ein komisches Gefühl, als hätte ich etwas vergessen. Da war doch etwas... mein Garten!

Herrje, wann hatte ich das letzte Mal aus dem Fenster gesehen?
Am nächsten Morgen trat ich beklommen an das Fenster und blickte hinab in den Hinterhof. Ein verwuchertes Stück Natur bot sich mir in herbstlicher Tracht dar. Die Kapuzinerkresse hat sich mit den Brennesseln das neu angelegte Staudenbeet geteilt, der überlange Rasen zermatschte im Regen und alles was in Töpfen wuchs hängt, halb ertrunken, blässlich dar. Der Grünkohl wurde fast einen halben Meter hoch, ebenso der Palmkohl. Die Kürbispflanze, die nie Früchte trug, gab ermattet auf und liegt im Sterben.

Wie hatte ich den Garten wochenlang sich selbst überlassen können?
Ich rannte das Treppenhaus hinunter und stellte im Garten fest, dass das Chaos von nahem betrachtet seinen Reiz hatte. Gut, das neue Staudenbeet ist verloren. Die Brennesseln waren auch stärker als meine Kupferfelsenbirne. Und überhaupt sind Brenneseln, Akelei und Kapuzinerkresse die Herrscher des Gartens, wenn man vom
Ampfer absieht, denn der war schon immer überall.

Dann fiel mir ein, dass es mir ja um slow gardening geht, nicht um einen perfekt gepflegten Garten. Im September hatte ich keine Zeit, deshalb sieht er so... natürlich... aus. Das darf er. Ob ich das Pflanzenwirrwarr noch im Herbst entwirre - keine Ahnung. Die Zeit ist knapp.

Ja, das ist die Situation. Ich habe noch nicht einmal Zeit für mein Lieblingsstück Erde. Ich nehme sie nicht. Ich gärtnere langsam aber lebe schnell. Das ist eindeutig doof, deshalb werde ich heute einfach nichts tun außer tellerweise Gemüsesuppe in mich hineinzuschaufeln und in den verregneten Matschgarten zu gehen. So stressig, dass ich einen Monat meinen Garten vergesse, muss mein Leben doch wirklich nicht sein.

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